Wer kennt das nicht, man möchte den mühsam erstandenen Aufkleber auf den Seitendeckel oder gar den Tank aufkleben und schon bricht die Panik aus. Etliche Male wieder abreissen, immer wieder gibt es Falten und Luftblasen gibt es sowieso. Entnervt steht man vor dem Disaster und fragt sich, wie machen die flinken Japanerhände das in der Fabrik bloss? Hier kommt die Auflösung; zwar nicht wie es die Japaner machten, sondern wie es hierzulande die Fachleute bewerkstelligen. Und ich habe es selbst getestet, es funktioniert prima!
1. Schritt: Lackflächen reinigen und entfetten
Sehr wichtig, vorher muss die betreffende Lackfläche pikobello sauber sein. Nach einer Neulackierung einfach, bei bestehendem oder sogar altem Lack schwieriger. Hier muss erst eventuelle Autowachsschichten entfernt werden. Eventuell hierzu den Autozubehörhandel frequentieren. Ansonsten würde die Reinigung mit einem milden Reiniger (Wasser mit etwas Spüli bzw. Pril) ausreichen.
Lackflächen gründlich reinigen und entfetten |
Aufkleber vorbereiten und auf Passung achten |
2. Schritt: Aufkleber vorbereiten
Zuerst lässt man den Aufkleber auf seiner Schutzfolie (oder -papier). Durch Auflegen kann man sehen, ob der Aufkleber so passt und eventuell noch mit einer scharfen Papierschere oder Cutmesser zurechtschneiden. Am Objekt selbst kann nachher nur noch sehr schlecht geschnitten werden.
Hier beim Beispiel des Schriftzuges YAMAHA werden die Buchstaben vor dem Abziehen von der Trägerfolie mit einem Klebestreifen fixiert. |
Nach dem Andrücken muss der Klebestreifen vorsichtig abgezogen werden, die Buchstaben verbleiben sauber ausgerichtet auf dem Lack. |
3. Schritt: Aufkleber aufbringen
Hierzu füllt man einen sauberen
Eimer mit handwarmen Wasser und gibt etwas Spüli (oder Pril) hinzu oder
besser eine dieser Wasserzerstäuber (Blumenspritzen) damit füllen.
Dieses Wasser bringt man mit einem Schwamm grosszügig mit einem sauberen
Schwamm (oder aufspritzen) auf, das durch das Spülmittel entspannte Wasser
bildet jetzt eine fast lückenlose Schicht. Ruhig die Fläche richtig
fluten, also nicht direkt auf Muttis guten Wohnzimmerteppich agieren.
Von dem Aufkleber die Schutzfolie (oder -papier) abziehen und den
Aufkleber in diese Wasserschicht "einbetten", noch nicht andrücken!
In der Wasserschicht kann der Aufkleber jetzt sauber und akkurat ausgerichtet
werden ("Einweichen" kann nichts, da Lack und Aufkleber bzw. Kleber
wasserabstossend sind!).
Mit einem sauberen, nicht fusselnden Lappen (oder ein altes Handtuch)
den Aufkleber von der Mitte her anreiben; die Profis verwenden hierzu weiche
Gummirakel, dabei besteht aber die Gefahr, den Aufkleber zu ruinieren. Beim
Anreiben von innen nach aussen wird jetzt das trennende Wasser herausgedrängt und der Kleber
klebt richtig am Lack. Immer beachten, das besonders bei längeren Aufkleber
diese nicht verrutschen. Wichtig ist immer, von der Mitte her zu schaffen, damit
das Wasser lückenlos herausgerieben wird.
Sollten sich denoch irgendwo Blasen bilden, diese mit einer dünnen
Nähnadel aufstechen und sauber beireiben. Beim Tank empfiehlt es sich,
die Enden zur Sitzbank nicht abschneiden, sondern in die nicht sichtbare Fläche
des der Sitzbankanschluss hineinziehen. Dadurch werden die Aufkleberkanten etwas
besser gegen Ablösung geschützt.
Tipp: Beim erstmaligen Kleben fängt man mit dem kleinsten
Aufkleber an, wie die der Seitendeckel. Der Tank wird durch seine am Ende gebogenen
Flächen schwieriger.
4. Schritt: Fertig
Anschliessend könnte man die Aufkleber mit den Lackflächen mit Klarlack überziehen. Profis raten aber davon ab, da der Klarlack über dem "weichen" Aufkleber später einreisst oder gar abbröckelt. Nur kleine Flächen wie einzelne Buchstaben und Zahlen können durch den Lack überbrückt werden. Ausserdem ergibt sich meist das Problem, dass der Klarlack sich mit der Fläche der Aufkleber nicht richtig verbindet und noch flüssig abperlt. Sprich - es gibt eine mordsmässige Sauerei und hinterher ist alles kaputt. Also besser sein lassen!
Hier beim Beispiel des Bürzels sieht man die neuen Aufkleber |
Hier das ganze Mopped mit neuer Lackierung und neuen Aufkleber. |
Aufkleber entfernen
Wohl das undankbarste Geschäft
von allem. Früher liess man dies den meistgehassten Sklaven erledigen,
aber heutzutage im Zeitalter der Gewerkschaften muss man dies wohl selbst erledigen.
Soll das betroffende Teil sowieso neu lackiert werden, wäre es besser,
alles komplett entlacken (zu lassen). Dabei können die Teile dann auf
dem blanken Blech (besonders der Tank) auf Roststellen hin untersucht und eventuell
mit geeigneten Mittel saniert werden. Weil auf eine kaputte Substanz einen neuen
Lack aufbringen ist die Mühe und das Geld nicht wert!
Die Möglichkeiten zur Entfernung von alten Aufklebern sind
vielfältig. Es gibt die kalte und die warme Methode. Die kalte wäre,
mit entsprechender Verdünnung (Nitro-, Kunstharz- und sonstigen Lackverdünnungen)
dem Aufkleber zu Leibe rücken. Nur leidet aber meist der Lack darunter,
obwohl der originale 2-K-Lack (Zwei-Komponenten-Lack) sehr widerstandsfähig
ist. Die warme Methode wäre, einen Haarfön oder besser einen temperaturgeregelten
(!) Heisslutfön aus dem Baumarkt. Hier mit den Aufkleber flächig vorsichtig
anwärmen und wenn sich der Kleber aufweicht, den Aufkleber abziehen. Aber
nicht zu intensiv heizen, dass der Lack nicht angegriffen wird! Zurückbleibende
Klebereste können mit obiger Lackverdünung oder besser mit einem Etikettenentferner
meist abgewischt werden.
Vorher aber an einer nicht sichtbaren Stelle prüfen, ob die Verdünung
den Lack nicht anlöst; dann aber trotzdem schnell arbeiten, damit die Verdünnung
nicht zulange einwirkt.
Stand 16.05.2004