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Motor, Getriebe und Kupplung

Kolbenklemmer - Zylinder retten

 

  Wer hat das noch nicht erlebt: Zylinder neu gehohnt und mit neuen Kolben zusammengebaut. Probefahrt gemacht und die Abstimmung der Vergaser bzw. der ölpumpe hat noch nicht gestimmt. Der Zylinder wird zu heiss und ruck-zuck hat man einen Kolbenklemmer. Im Unterschied zu einem Kolbenfresser, wo der Kolben durch beispielsweise gebrochene Kolbenringe zerstört wird und hierbei die Zylinderlaufbahn tiefe Riefen aufweisen, weitet sich der Kolben durch überwärmung auf und klemmt in der Zylinderbuchse fest. Hierbei ist zwar meist auch der Kolben hinüber, aber auf der Zylinderlaufbahn ist lediglich ein Abrieb der geschmolzenen Alulegierung des Kolbens hinterblieben, die eigentliche Zylinderbuchse hat aber keine Riefen oder Macken.

  Wird der Zylinder jetzt ohne weitere Nachbearbeitung weiter verwendet, ist ein weiterer Kolbenklemmer vorprogrammiert. Hier heist es, die geschmolzenen Alulegierungreste rückstandslos zu entfernen. Ein Aufbohren auf das nächste übermass ist aber nicht erforderlich!

1. Möglichkeit: Hohnen
  Im Fachbetrieb einer Zylinderschleiferei wird die Kolbenlauffläche nur minimal überschliffen (gehohnt). Hierbei werden alle überstehenden Unebenheiten entfernt.

2. Möglichkeit: Abschleifen / abkratzen
  Hierbei kann man versuchen, die geschmolzenen Ablagerungen mit einem passenden Metall abkratzen oder mit Nassschleifpapier (Schmiergelleinen) vorsichtig wegschleifen. Auch wenn diese Methode nicht unbedingt zu empfehlen wäre, ist sie vieleicht als Notbehelf auf Urlaubsfahrt unterwegs oder am Wochenende angebracht. Vieleicht kann man so noch den alten Kolben weiterverwenden, sofern seine Kolbenringe noch intakt und leichtgängig sind. Beim Schleifen muss darauf geachtet werden, nur den Aluabrieb wegzuschleifen, die eigentliche Zylinderbuchse aus Rotguss aber unversehrt zu lassen. Ich habe so bereits einmal einen Zylinder wieder zum Laufen gebracht.

3. Möglichkeit: Wegätzen
  Hierbei nutzt man die Tatsache aus, dass es sich bei der Laufbuchse des Zylinders sich um Rotguss, beim Abrieb aber um eine Alulegierung handelt. Aluminium und seine Legierungen reagieren wunderprächtig auf Ätznatron, das Eisen der Buchse aber nicht. Der folgende Tip stammt von Heiner Jakob.
  In der Apotheke 1 Pfund Ätznatron für ein paar Euro kaufen. Ausserdem ein paar billige Pinsel und viel Zeit. 30 Gramm Ätznatron mit ein wenig Wasser anrühren und die Alurückstände einpinseln. Die Alurückstände schäumen weiss auf, die Gusseisenbuchse selbst bleibt unversehrt. Zum Ätzen aber nur genanntes Ätznatron verwenden; Batteriesäure beispielsweise greift auch das Eisen des Zylinders an. Den Vorgang immer wieder wiederholen; gegebenenfalls die Lösung immer wieder neu anrühren. Der Autor brachte so in ca. 12 Stunden den Zylinder wieder blitzblank. Eventuell muss der Zylinder hinterher doch neu gehohnt werden, damit in den feinen Schleifspuren sich das öl wieder besser fängt.

  Zeigt der Kolben schwarze glasige Rückstände, sollten diese auch entfernt werden. Hierzu den Kolben vorsichtig mittels Lederbacken (alter Schuh) in einem Schraubstock einspannen - aber nur leicht, weil sich sonst der Kolben verzieht! Jetzt mit einer fein gezahnten Schlüsselfeile die schwarzen Rückstände an der Aussenfläche vorsichtig abnehmen, mit 600er Nass-Schleifpapier glätten. Mit einem (Haar-) Lineal prüfen, das nichts übersteht. Bedingung ist aber, dass die Kolbenringe sauber und absolut freigängig sind. Fetischisten können auch noch die Kolbenkrone polieren.

 

Stand 12.05.2004

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