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Bremsen, Fahrwerk, Rahmen, Reifen

 

Bremsen reparieren
 

Scheibenbremsen

Bremsscheibe
   Eine Reparatur steht an, wenn

  • Die Bremsen trotz neuer Beläge nicht mehr nicht richtig bzw. schlecht funktionieren.
  • Die neuen Beläge in kurzer Zeit wieder verglasen.
  • Die Bremszange am Anfang der Fahrt funktioniert, aber während der Fahrt auch ohne Betätigung der Bremse heiss wird und die Bremsleistung nachlässt.
  • Kein oder sehr später Druckpunkt trotz korrektem Entlüften der Bremsanlage vorhanden ist.
     

    Bemerkung: Trotz doch alter Technik hat eine RD eine gute Bremse. Zwar sind im Vergleich zu heutigen Bremsanlagen höhere Handkräfte nötig, aber eine Vollbremsung (mit rauchenden Reifen) ist mit akzeptablem Bremsweg möglich. Prinzipiell wird eine RD mit beiden Bremsen gebremst, vorne und hinten! Durch die doch schmalen Reifen kann eine zu heute vergleichbare Bremsleistung sonst nicht durch die Reifen übertragen werden.

 

Bremsbeläge
   Zum Thema Bremsbeläge gibt es nicht viel zu sagen. Es sollen Markenteile sein (Original oder selber ausprobiert, von LUCAS bzw. Gierling). So Kruscht von Polo, Louis usw. unter dem Logo "Hausmarke" - Finger weg. Ich habe Sachen erlebt von sehr schlechter Bremsleistung trocken und besonders bei Nässe; ich habe Bremsbeläge zerbröckeln gesehen oder auch ruckzuck verglasen. Ich habe auch früher mal mit sowas beide Bremsscheiben einer grossen Kawasaki ruiniert - zwei neue Bremsscheiben kosteten ein heiden Geld. An meiner 77er RD habe ich momentan Bremsbeläge von LUCAS drauf. Bremsleistung gut, bei trocken wie auch bei Regen.
   Bremsbeläge müssen "eingefahren" werden. Erst wenig anbremsen und langsam steigern. Zum Schluss die Beläge richtig heiss fahren, damit die enthaltenen Bindeharze ausgasen. Anschliessend auskühlen lassen. Ich fahre hierzu eine Strecke von etwa 20 km. Losfahren und die Bremse leicht anlegen. Immer wieder lösen (abkühlen). Die Bremse immer stärker betätigen und immer wieder abkühlen lassen. Dann an meinem Hausberg hinauf und wieder hinunter und die Bremse richtig "heiss"-bremsen (mehrere Vollbremsungen von 100 km/h bis zum Stillstand). Am Ende des Berges eine Pause einlegen, damit die Bremsanlage abkühlen kann. Hiernach sind die Bremsbeläge "eingefahren".
   RD-Bremsen quietschen nicht. Sollten sie doch, dann
 - Bremsbeläge eines anderen Hersteller verwenden (falsche Material-Paarung kann quietschen)
 - Diese Antiquitschbleche zwischen Bremskolben und Belägen vergessen, diese einsetzen.
 - Und nur im Notfall: Beläge von hinten dünn mit Kupferpaste einschmieren und wieder einsetzen. Bringt aber meist nichts, da die Pampe eintrocknet / einbrennt und dann nichts mehr schmieren kann; also umsonst.

 

Bremszange
   Im Laufe der Zeit setzen sich auf den Laufflächen der Bremskolben Beläge ab, welche die freie Bewegung der Kolben behindern oder gar verhindern. Entweder der Kolben kann nicht mehr zurückfahren (klemmt fest) und die Beläge werden auch bei unbetätigter Bremse an die Bremsscheibe gedrückt. Die Beläge verglasen, die Bremsanlage überhitzt und bringt keine Leistung mehr. Oder die Bremskolben kleben (bei etwas abgefahrenen Belägen) weit von der Bremsscheibe entfernt und müssen beim Bremsen erst ausgefahren werden. Das zeigt sich dadurch, dass der Bremshebel ohne Widerstand weit gezogen werden muss (erhöhtes Leerlaufspiel), bis sich eine Bremsleistung zeigt; dann aber zieht die Bremse gut. Insbesonders bei den hinteren Festsattelbremsen rosten die Bremskolben fest (Kolben und Bremszange aus Eisen).

 

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Verschmutzte Bremskolben einer Kawasaki

Verschmutzter Bremskolben einer Kawasaki. Eingebrannte Verschmutzung auf den Laufflächen der Bremskolben führten dazu, dass die Bremskolben nicht mehr sauber liefen. Es zeigt sich in einem erhöhten Leerlaufspiel, das die Bremskolben fest klebten. Der Bremshebel musste fast bis zum Lenker gezogen werden, bis sich eine (nur befriedigende) Bremsleistung einstellte. Nach sorgfätiger Reinigung aller Bremskolben war die Bremse wieder wie neu!

 

   Unabhängig welcher Typ (Festsattel- oder spätere Schwimmsattelbremse) gilt die gleiche Verfahrensweise, hierbei sei auf die entsprechende Wartungs- und Reparaturanleitung des Modells verwiesen; bei der späteren Schwimmsattelbremse kann die Bremszange nicht getrennt werden, der einzigste Bremskolben kann so herausgenommen werden. Bremshebel anziehen bis zum Lenker und angezogen fixieren mit einem Draht, Spanngummi oder Kabelbinder. Hiermit wird verhindert, dass Bremsflüssigkeit nachläuft.

 

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Bremshebel anziehen und arretieren

Den Bremshebel anziehen und feststellen. Hierzu kann ein Draht, Gummispanner oder wie hier ein Elektro-Kabelbinder verwendet werden.

Bremshebel anziehen und arretieren

 

 

   Auf die Entlüfterschraube der Bremszange(n) einen passenden Schlauch aufstecken, die Schraube ein wenig öffnen und die austretende Bremsflüssigkeit in ein Gefäss ablaufen lassen.
   Die Bremsleitung an der Bremszange abschrauben und das Ende der Bremsleitung in einen Plastikbeutel (Aus dem Haushalt: Gefrierbeutel) stecken und irgendwo an der Gabel anbinden. Alle Schrauben der Bremszange nacheinander kurz losschrauben und wieder leicht festdrehen; später müsste man die Bremszange sonst irgendwo einspannen! Die Bremszange vom Gabelrohr abschrauben und nach öffnen der Entlüftungsschraube die enthaltene Bremsflüssigkeit in ein Gefäss ausgiesen.
   Bremsbeläge aus der Bremszange entfernen. Mit Druckluft (oder einer Fusspumpe) die Bremskolben ausfahren bis Anschlag. Hierzu auf den Konus der Luftpistole ein passendes Stück Gummischlauch aufstecken und auf die Bohrung aufpressen. Die Bremszange zerlegen und auf einen sauberen Untergrund (Zeitung oder wie im Bild die Seite eines Plastikkanisters) ablegen. Mit Druckluft den Kolben herausdrücken, hierbei unbedingt über den Kolben ein Lappen legen - der Kolben schiesst wie ein Geschoss heraus und kann sehr weh tuen! Ausserdem wird der Kolben beim Herunterfallen vermackt und ist dann unbrauchbar.

 

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Bremskolben mit Druckluft herausdrücken

Herausdrücken mit Fusspumpe

Bremskolben nur mit Druckluft oder Fusspumpe herausdrücken. Hierbei unbedingt einen Lappen über den Kolben legen, der Kolben wird zum Geschoss!

Hier habe ich die Bremskolben (an einer Kawasaki-Bremszange) mit einer Fusspumpe herausgedrückt. Mit dem komischen Luftmatratzenanschluss und dem kurzen Abschnitt eines Gummischlauches abgedichtet ging es passabel.

Überflüssige Öffnungen verschliessen

Innenliegende Kolbendichtungen

Bei getrennter Bremszange überflüssige Löcher wie hier den Bremsschlauchanschluss mit geeigneten Mitteln verschliessen; die Entlüftungsschraube zudrehen nicht vergessen!

Innenliegende Kolbendichtungen, die obere erfüllt den Zweck einer Staubdichtung mehr schlecht als recht.
  Die spätere Schwimmsattelbremse hat aussen eine vernünftige Gummibalgdichtung, die den herausgefahrenen Kolben gut schützt.

 

   Bemerkung: Warnung, einen Bremskolben nie nimmer nicht mit einer Zange o.ä. herausdrehen oder -ziehen. Selbst ein Unterlegen mit Lappen, Gummi o.ä. funktioniert nicht! Die Kolben immer nur mit Bremsdruck oder Druckluft ausdrücken. Ein festsitzender Kolben so bearbeiten: Den ausgefahrenen Teil der Kolbenlauffläche säubern (!) und mit Bremsflüssigkeit, bei Hartnäckigkeit sogar mit Bremsenreiniger einweichen (Achtung: Danach die Dichtungen erneuern, weil dann verquollen!) und den Kolben wieder hineindrücken. Danach wieder mit Druckluft ausfahren bis Ende und wieder einweichen, usw. Eventuell muss die Prozedur mehrere Male wiederholt werden, zum einweichen auch Zeit lassen. So habe ich bis jetzt jeden Bremskolben herausbekommen. Sollte ein Bremskolben so festgerostet sein, das er sich garnicht mehr bewegt, kann man die Bremszange sowieso wegwerfen, weil Bremszange und -kolben aus Eisen (Baujahre bis 1977) sind.

 

   Spätere Baujahre mit Bremszangen aus Aluminium kann man im Boden des Kolbens ein Loch bohren und ein Gewinde M8 oder besser grösser hineinschneiden (geringen Zwischenstand zwischen Kolbenboden und Bremszangeninnenseite beachten!), anschliessend durch hineindrehen einer passenden Schraube kann der Kolben jetzt herausgedrückt werden. Damit ist der Kolben allerdings irreparabel zerstört! Also vorher einen neuen Bremskolben besorgen.

 

   Den herausgenommenen Bremskolben untersuchen. Mit Bremsreiniger spülen und mit einem Lappen abwischen. Rostspuren sind schlecht. Befinden sie sich am äusseren Ende, können sie mit feinen Schleifpapier vorsichtig weggeschliffen werden. Beim tieferen, benutzen Teil der Lauffläche ist es jedoch das Aus für den Bremskolben. Die unebene Fläche dichtet nicht mehr ab und ruiniert auch eine neue Dichtung, hier hilft nur Ersatz! Festgebackene Rückstande mit viel Bremsenreiniger (über Nacht einweichen) lösen. Sind sie aber eingebrannt, kann man sie auch vorsichtig mit einem (weichen) Kupferdichtungsring abgeschaben. Dabei immer wieder mit Bremsenreiniger und Lappen nachputzen. So habe ich die Bremskolben meiner Kawasaki wieder auf einen neuwertigen Stand gebracht.
   Die innenliegenden Bremskolbendichtungen herausnehmen und mit einem Lappen in Bremsflüssigkeit getaucht reinigen, kein öl, Benzin oder gar Bremsreiniger hierbei verwenden! Nur einwandfreie Dichtungen ohne Riefen oder Macken verwenden, im Zweifelsfalle lieber neue Dichtungen verwenden. Die Bremszange innen mit einem fusselfreien Lappen auswischen(oder besser mit Druckluft ausblasen) und die Lauffläche des Kolben auf Beschädigungen untersuchen. Die Kante oberhalb der Staubdichtung gegebenfalls mit feinen Schmirgelpapier abziehen. Abschliessend beide Bremszangenhälften mit viel Bremsreiniger durchspülen, damit jeder Schmutz heraus ist. Zange sorgfältig trocknen (mit Druckluft durchblasen).
   Die Dichtringe der Bremskolben mit spezieller Montagepaste einschmieren und in ihre Nuten einsetzen; hierbei die obere Staubdichtung nicht nicht mit der eigentlichen Dichtung verwechseln. Den sauberen, trockenen Bremskolben mit gleicher Montagepaste einschmieren und sauber parallel aufsetzen und vorsichtig leicht drehend eindrücken. Keine Gewalt und nicht verkanten! Abschliessend mit Druckluft oder Fusspumpe ein Stück heraus und mit der Hand wieder hineinschieben kontrollieren, dass der Kolben sauber läuft.

 

   Bemerkung: Achtung, nur spezielle Montagepaste für Bremszylinder verwenden, z.B: FAG Bremszylinderpaste (im Volksmund "Bremskolbenfett") oder die dem Original Yamaha Bremsdichtungssatz beigelegte rote Paste im Plastiktütchen! Ohne der Montagepaste wie mit beispielsweise frischer Bremsflüssigkeit hat keine Dauer, die Bremskolben laufen später wieder trocken und funktionieren nicht mehr.

 

   Die gesäuberte kleine Dichtung (vorzugsweise eine neue) zwischen beiden Zangenhälften ganz leicht mit Bremsflüssigkeit einschmieren und aufsetzen; beide Bremszangenhälften zusammensetzen (die Dichtung nicht verschieben!) und zusammenschrauben. Das Gewinde der Bremszangenschrauben mit einer sauberen Drahtbürste blank bürsten und mit Bremsenreiniger entfetten. Schrauben handfest anziehen. Bremsbeläge einsetzen und die Bremszange am Gabelrohr festschrauben. Die Bremszangenschrauben jetzt nacheinander wieder herausschrauben, die Anfang mit etwas Loctite mittel (Typ 243 blau) betropfen und wieder einschrauben. Abschliessend alle Schrauben mit dem angegeben Drehmoment festziehen.
   Abschliessend die Bremsleitung wieder anschliessen; hierbei unbedingt neue Dichtungen verwenden (Pfennigartikel beim Autozubehör).
   Jetzt die Bremsanlage mit frischer Bremsflüssigkeit DOT 4 neu füllen und entlüften.

 

   Bemerkung: Warnung, an die Lauffläche der Bremskolben niemals normales öl, Fett oder sonstiges bringen, nur Bremsflüssigkeit und spezielle Bremszylinderpaste ist hier erlaubt. Selbst diese komische "Kupferpaste", die manchen Bremsbelägen beiliegt, brennt unweigerlich ein; siehe oben im Text!

 

   Bremszange der Baujahre 1978-79:  Hier muss abschliessend das Gelenk der Schwimmsattelbremse auf Leichtgängigkeit überprüft werden. Die Buchse mit Dichtungsring herausziehen und reinigen. Anschliessend mit frischem Kugellagerfett füllen und Buchse mit Dichtungsring wieder einbauen. Das Fett dient zur Schmierung und dann auch als Korrisionsschutz gegen eindringendes Wasser. Bremssattel mit der langen Schraube und Unterlegscheibe wieder am Träger festschrauben (Drehmoment lt. techn. Daten beachten!). Die Bremszange muss sich leicht hin- und herdrehen können.

 

Hauptbremszylinder
  Wird fortgesetzt ...

 

 

Stand 07.01.2006

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