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Ausnahmweise habe ich hier eine Story zu einem "Schätzchen" veröffentlich.

 

RD 400 Typ 1A3  Ez. 1978
 
Jens Hälsig
Am Annafließ 10
15344 Strausberg


eMail: fly-to-fun@gmx.de)

RD 400 (1A3) '78

RD 400 (1A3) '78

"Hallo Dir Ich bin vor einigen Tagen aus alter Neugier nach einer alten RD- Geliebten auf Deine Seiten gelangt. Ich würde mich freuen, wenn Du ihr auf Deiner Seite eine kleine Ecke schenkst. Leider weiß ich nicht, wie es ihr heute geht. Bis denn Jens"

RD 400 (1A3) '78

RD 400 (1A3) '78

 

Das RD Projekt

 

So, jetzt kommen wir zu einen etwas größeren Kapitel in meiner zweirädigen Vergangenheit.

Meiner RD. Folgende Dinge führten mich mit meinem ersten Motorrad nicht ostdeutscher Bauart zusammen. Man nehme …eine Garage, den Sohn eines Nachbargaragenbesitzers und den Umstand sich mal an den Garagen zu treffen…..

Das RD Projekt begann……. Zwei Freude, der eine der Sohn des Garagennachbarn, kauften sich zwei RD250 1A2 und hatten ihre Freude. Nach einiger Zeit wurde eine RD400 1A3 als Ersatz beschafft, weil die eine RD250 einen, unter einer Pfütze sich versteckenden Schlagloch, mehr oder weniger zum Opfer fiel. Der eine fuhr nun die 400 und der Nachbarssohn die 250.

Dann trennten sich die Wege der beiden aus beruflichen Gründen……..

 

Der Sohn des Nachbarn konnte bald nicht mehr seinen Radrennsport ausüben, weil er immer wieder gesundheitliche Probleme mit seinen Bronchien hatte und alles was mit Zugluft zu tun hatte, war ungesund geworden. Somit viel auch das Motorrad in den Hintergrund. Bis der Tag an den Garage kam….

Kurz gesagt, er verkaufte mir seine RD250 und die überbleibsel der Schlagloch- RD für 500 DM. Es war so ein Spontankauf, so wie ihn sicherlich schon jeder des öfteren mal getätigt hat. Eigentlich sah sie ja schon hässlich aus, verstaubt, angegammelt mit ihren Resten von verchromten Speichen und der zudem sehr eigenartigen dunkelgrünen Lackierung. Zumal ich auch nicht unbedingt da von Lack im eigentlichen Sinne sprechen möchte. Am dem Tag der Farbgebung war wohl die Spritzpistole nicht dabei gewesen. Egal, mein ersten „großes“ Motorrad. Da gab’s aber noch ein Problem….

Ich war 16½ Jahre alt, die Garage gehörte meinen Erzeugern, ich hatte keine Fahrerlaubnis außer der 1b….. aber das Wetter war einfach zu schön an jenem Tag.

So wurden erst mal die etwas nicht so befahrenden Straßen Strausbergs meine Freunde.

Die zuerst befürchteten Probleme von Seiten meiner Regierung blieben zum Glück aus. Zumal die Garage sowieso schon zu meinem Fuhrparktestgebiet erklärt worden war man mich dort mit einer Wahrscheinlichkeit von zu 70 Prozent antraf. Diese Prozentzahl sollte sich aber noch steigern lassen.

Von den anderen Zweiradgeschichten her bekannt, begann auch hier nun mein Interesse an dem Ganzen. Ich nahm sie auseinander. Zumal es mir dann doch nicht so angenehm mit der Zeit auf öffentlichen Strassen war, wollte ich bis zu meinen legalen Erwerb der Fahrberechtigung die Zeit nutzen und sie etwas verschönern. Und sei es nur sie von der hässlichen Farbe zu erlösen. Aber wie es immer ist, wenn man sich in etwas tiefer reinkniet als zuerst gedacht, werden aus Monaten schnell Jahre. Schnell erkannte ich, halbe Sachen taugen nix. Also dann richtig mit allen Nebenwirkungen. Nebenwirkungen waren der Platzbedarf, den des öfteren Verlusts jeglichen Zeitgefühls, das immer knappe Geld (ich war Industriemechanikerlehrling). Andere störende Faktoren wie notwendiger Drogenkonsum oder eine zeitraubende weibliche Person wurden von mir elegant umgangen. Als erstes wurden etwa 60 Bilder gemacht, nur um sicher zu sein, das ich das Geschoß auch wieder zusammen bekommen. Ich hatte ja keine technischen Unterlagen, Prospekt oder Ansprechpartner vor Ort. Des Weiteren zeichnete ich mir meinen eigenen Stromlaufplan, indem ich alle Kabel verfolgte und dies auf 4 A3 Blätter übertrug. Die nach der Wende im östlichen Teil neu entstandenen Motorradwerkstätten hatten erst mal genug mit der „neuen“ Technik der westlichen Dinger zu tun. Wenn da nun einer kam mit einer Frage zu etwas aus dem Jahre 1978…. ich brache dazu sicherlich nix weiter sagen. Zum Glück liegt Strausberg nur so 30 Kilometer von Berlin entfernt und ich war in einer Stunde bei den, der alten Technik mehr oder weniger, vertrauten Werkstätten.

So wurde es über Monate zur Gewohnheit, meistens freitags oder sonnabendvormittags, eine S-Bahnreise zu unternehmen. Ich kannte die Mechaniker beim Namen, hatte meinen Eigenen „Seelsorger“ bei Yamaha, und meist auch meinen eigenen Platz zum raussuchen der entsprechenden Teilenummern vom Mikrofilm. Des öfteren hörte ich den Ruf des einen Mechanikers bei meinem Auftauchen in Richtung Lager…. „eh Ronny, Dein Kunde ist wieder da“. Und da wartete auch meist schon mein Telebeutel plus der dranhängenden Rechnung.

Ich glaube ich habe über die Zeit jedes Teil neu mir besorgt, welches überhaupt noch aufzutreiben war. Das gilt insbesondere für alle Dichtungen, Gummiteile oder andere Verschleißteile. Eine komplette Telegabel bekam ich zum Geschenkpreis von  150 DM. Ich denke mal die fristete ihr Dasein im Lager und wollte einfach zu mir. Die halbe RD 250 war nun also fast auswärts unterwegs. Der Rahmen wurde bei einer Firma in Berlin gesandstrahlt und Kunststoffbeschichtet. Andere Teile, wie die Auspuffanlage, Instrumentengehäuse, Schrauben, diverse Deckel, die Schwinge, die einfach nicht so ohne Aufmerksamkeit mehr sein sollte, Kick,- Gang,- Bremshebel und dessen Umlenkgestänge, die hässlichen grünlichen Schellen der Luftfilter- Vergaserverbindungsgummis, die Kotflügel, mein Eigenbauziergepäckträger, den ich in der Lehre nebenbei design’te, der Chromring des Scheinwerfers, die Lenkerhalter und andere Kleinteile waren unterwegs durch die verschiedenen Bäder der Verchromanlage von Herrn Grzarboski in Berlin in der Nähe der Hackischen Höfe.

Ein schönes Beispiel für eine reibungslose Vereinigung von Ost und Westtechnik sollte der Kabelbaum darstellen. Der gefiel mir natürlich auch nicht mit seinen alten angegammelten Steckverbinder und deren Gummiisolierungen. Also wollte ich mir einen Neuen bauen. Das Problem sollte mir aber die etlichen verschiedenfarbigen Kabel besorgen. Woher bekomme ich solche. Der Chef einer KFZ Werkstatt in Petershagen hatte eine Idee. In seinem Regal lag noch nigelnagelneue Ostware herum. Ein original verpackter Kabelbaum vom Trabant. Diesen habe ich zerlegt und so mit dessen mehrfarbigen Leitungen über Winter nebenbei meinen neuen RD Kabelbaum gefertigt.

Der Motor wurde auch im Winter überarbeitet, die Zylinder gelangten zum Schleifen nach Fürstenwalde und dem Tank und die beiden Kunststoffseitenteile hat ein Lackierer aus Bruchmühle zu ihren schönen dunkelblauen Aussehen verholfen. Bis hier her lief das Ganze unter dem Projekt RD250 1A2.

Und dann im Frühjahr kam wieder so ein zufälliger Tag an der Garage. Der Nachbarssohn berichtete von seinen ehemaligen Kumpel, der die RD400 hatte. Diese würde bei ihm im Thüringer Wald nur noch in der Scheune rum stehen. Auf Grund von Job und Familie wurde diese aufgegeben. Und wieder sagte sich eine innere Stimme….“Die hole ich mir“. Mein Vorhaben blieb aus organisatorischen Gründen aber nicht ganz unentdeckt. Ich brauchte einen PKW Anhänger. Die Nutzung dessen, sich in Familienbesitz befindlichen Teils, wurde mir aber von Seiten meiner Regierung untersagt. Dessen nicht genug auch die Nutzung meines, von ihnen zum 18 Geburtstag übernommenen, 353 Wartburg’s. Anscheinend sollte die Expansion von Teilen und Lagerbedarf auf diese Weise unterbunden werden. Da zu Organisieren und zu Improvisieren irgendwie in den Genen der Familie liegt, war es also klar, dass dieser geplanter Sabotageversuch nicht gelingen konnte. Ein Auto samt Bekannter und ein Anhänger von einem Anderen wurde besorgt und das Teil aus dem Thüringer Wald gezogen…

Nun Begann das Projekt RD400, 1A3

Also nun musste geschaut werden, was der Unterschied zwischen der 250 und 400 RD war. Am auffälligsten waren ja die Räder mit ihren unterschiedlichen Bremsanlagen.

Die alte rötlich verblasste Farbe wurde abgestrahlt und mit viel Liebe mittels Dünnhaarpinsel mit frischem feuerrotem Bundlack ersetzt. Der Motor durchlief nun auch dieselbe Prozedur wie schon der der 250 ziger. Zerlegen, Dichtungen und Lager erneuern, Kurbelwelle und Zylinder gelangten nach Hannover zu einem RD Verständigen zur überarbeitung und die Gehäusehälften wurden abgestrahlt. Hierzu hatte ich einem Kieshaufen mittels Laborsieb eine bestimmte Körnung abgerungen und war mittels OBI Strahlpistole und geborgten Kompressor in einer Betongrube den Teilen an den Kragen gegangen. Und der lief, weniger zur Freude der Nachbarn, sehr lange manchmal. Einen nächsten kleinen Rückschlag tat mir die Auspuffanlage an. Ich hatte ja nur die von der RD250. Da ja die RD400 eine andere Verbindung von Krümmer und Schalldämpfer hatte, musste diese auch neu überarbeitet werden. Besser gesagt wurde diese Auspuffanlage neu besorgt, weil an der RD400 frevelhafter Weise auch eine RD250 Anlage dran war. Der linke Krümmer fand aber aus einem Lager in den USA zu mir in meine Garage. Und wie jeder weiß, sieht der damalige originalchrom mehr als schön aus. Der nötige Weg war mir bekannt…… Der Verchromer  freute sich auch schon immer, wenn ich wieder mit was auftauchte. Und er hat wunderschöne Arbeit geleistet. Aus diesem Grund hat er auch viele Aufträge vom Museum für Verkehr und Technik in Berlin gehabt. Nachdem nun so fast alle Dinge und Teile wieder den Heimweg in meine Garage gefunden hatten, rückte der Tag näher, wo der Rahmen seiner Funktion gerecht werden sollte.

Ein Gedanke beschäftigte mich aber schon seit geraumer Zeit. Mit 18 Jahren dürfte ich mit meiner 1a Fahrerlaubnis kein 43 PS Motorrad führen. Da setzte ich aber voll auf die unzureichende Kenntnis der so genannten Sachverständigen. Da der schon überarbeitete RD250 Rahmen mit seiner 1A2 typischen Seriennummer weiterhin mit im Spiel war, und ein Kenntnisfremder die geringen Unterschiede zwischen 250 und 400 Motor sicherlich nur erkennen könnte, wenn er beide nebeneinander hat, sollte meine Rechnung also aufgehen. Ich baue also eine RD 400, mit einem Rahmen der RD250 und in der Hoffnung, der Prüfer schaut nur nach der Rahmennummer und nicht nach der Motornummer. Nachdem sich alle Teile mittels V2A Schrauben verbunden ließen, kam der Tag des ersten Zündschlüsselumdrehens. Ich werde nicht das Gefühl nicht vergessen, als ich unwissend zuviel Gas gab. Der Shoke gab zuviel Treibstoff frei und sie kam nicht aus die Pötte, aber ich hatte schon den Hahn zu weit gedreht, als der überflüssige Treibstoff weg war und die Drehzahl in die Höhe schoss. Durch den Vortrieb rutschte ich nach hinten bis an den Sitzbankhöcker, wo sich die nun ergebene Gewichtsverlagerung für ein Ansteigen des Vorderrades sorgt. Da man bei einer zurück rutschenden Bewegung meist noch den Hahn weiter öffnet, wurde die Sache noch spannender für mich. Es ging aber gut aus. Der Prüfer interessierte übrigens weniger die Nummern, sondern eher das Aussehen. Er kannte, wie schon geahnt, das Fabrikat nicht und alles war somit gut.

Zwei Jahre später lies ich meine „offizielle“  RD250 1A2 in eine RD400 1A3 umtauschen. Dank der von Yamaha zugesendeten Unterlagen für den TüV, was zu ändern wäre (Bremsen, Bereifung usw.) bei einer Leistungserhöhung, verlief alles auch bei diesem Akt gut.

Was noch typisch für so genannte Sachverständige ist, sind ihre unterschiedlichen Auffassungen. Die RD hatte schon ein Mal nach dem Vollgutachten TüV erhalten. Bei der gewünschten Umschreibung zur RD400 störte der Dekra auf einmal die schon seit zwei Jahren eingebaute verchromte Hinterradschwinge. Dem Stahl würde eine Sauerstoffverarmung geschehen oder beim Verchromen ein Sauerstoffentzug einsetzten. So die Aussage. Aber es gibt Sachverständige, die den Blick fürs Wesendliche nicht verloren hatten. Wahrscheinlich ist dies ein Grund, warum die Dekra seit dem nie wieder Geld von mir erhalten hatte. Rückblickend muss ich sagen, fehlt mit die Kleine doch jetzt ein wenig. Rückblickend stellt man fest, wie viele Gefühle an solch normalen teilen manchmal hängen können. Leider trennte ich mich im August 2000 von ihr. PS: In ihr hat sich fast mein komplettes Azubigeld versteckt. Laut meiner Buchführung hatte sich eine Summe von etwa 12000 DM angehäuft. Aus heutiger Sicht schaue ich genauso ungläubig auf diesen Betrag, wie wahrscheinlich derjenige der das gerade gelesen hat.

 

 

Stand 22.09.2005

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